Unter der Leitung von Hermann Kreppein und einer Wanderführerin des Odenwaldclubs verbrachte eine Wandergruppe der Ortsgruppe Schorndorf eine Wanderwoche unter dem Motto „Natur und Kultur in Churfranken“ am Main. Gewandert wurde auf dem „Nibelungenweg“ und dem „Fränkischen Rotweinwanderweg“.
Das Standquartier für die Wanderwoche war die Gemeinde Großheubach am Main, die schon Anfang des neunten Jahrhunderts bestand. Gegen Ende des
15. Jahrhunderts gehörte Großheubach zum Erzstift Mainz; das „Mainzer Rad“ ist auch noch heute im Gemeindewappen verankert. Das historische Rathaus, ein prächtiger Fachwerkbau, entstand um das Jahr 1600.
Am ersten Wandertag führte die Wanderung zum Franziskanerkloster Engelberg am südlichsten Ausläufer des Spessart. Über die sogenannten „Engelsstaffeln“ erreicht man von Großheubach das 1630 gegründete Gotteshaus, das dem Erzengel Michael gestiftet ist. Eine Weinprobe in den Weinbergen entschädigte für die über 600 Stufen der Engelsstaffeln.
Der zweite Wandertag war eine Rundwanderung um Obernburg.
Obernburg am Main geht auf eine römische Kastellgründung um 110 n. Chr. zurück. Ende des dritten Jahrhznderts wurde der Platz von den Germanen besiedelt.
Der dritte Wandertag führte von Elsenfeld nach Erlenbach/Main. Das ehemalige Zisterzienserinnenkloster wurde 1232 gegründet. 1595 überließ man den Klosterhof den Jesuiten, die auf den gotischen Grundmauern die barocke Wallfahrtskirche erbauten.
Am vierten Wandertag folgte man dem Main entlang nach Miltenberg (Stadtführung). Aufgrund einer strategisch günstigen Lage an einem Engpass des Mains zwischen Odenwald und Spessart war die Stelle schon in der Frühgeschichte durch die Anlage von Ringwällen bedeutend. Um 155 n. Chr. endete hier der „Vordere Limes“ (Kastelle). Die Kastelle verloren ihre Bedeutung mit dem Fall des Limes im 3. Jahrhundert. Um das Jahr 1200 entwickelte sich dann der Ort zur Stadt Miltenberg. Wirtschaftlich bedeutend war der Abbau des begehrten Buntsandsteins zur Herstellung von Säulen und Mahlsteinen. Miltenberg gehörte bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts zu Kurmainz, was im Stadtwappen dokumentiert ist. Über das Fürstentum Leinigen (Großherzogtum Baden) wurde Miltenberg schließlich dem Königreich Bayern zugeordnet.
Der fünfte Wandertag führte zu dem malerisch, in einem ruhigen Seitental des Spessart liegenden, Schloss Mespelbrunn. Die Entstehung des Schlosses geht auf eine Schenkung des Mainzer Erzbischofs in Form einer Hütte an einen kurfürstlichen Forstmeister zurück. Der Spessart war zu diesen Zeiten ein wilder Wald und wurde von marodierenden Plünderern durchzogen. Deshalb entstand Anfang des 15. Jahrhunderts aus der Hütte nach und nach ein wehrhaftes Haus mit Mauern, Türmen und einem Wassergraben. Nachfolgende Familiengenerationen bauten die Gebäude zu dem heutigen malerischen Renaissanceschloss Mespelbrunn um. Bekannt wurde das Schloss in neuerer Zeit durch den Spielfilm „Das Wirtshaus im Spessart“.
Der sechste Wandertag führte von Freudenberg am Main über die Weinlage Centgrafenberg in Bürgstadt nach Großheubach. Die Gemeinde Freudenberg wird erstmals um 1200 urkundlich erwähnt und entwickelte sich unterhalb der Burganlage „Freudenburg“. Die steilen Südhänge des Centgrafenbergs bringen bemerkenswerte Rot- und Weissweine hervor.
Am siebten und letzte Wandertag führte uns die Wanderführerin von Erlenbach über Klingenberg zurück nach Großheubach. Hügelgräber und Urnengräber lassen darauf schließen, dass die Region schon in der Bronzezeit besiedelt war. Nach dem Zerfall des römischen Reichs drangen um die Mitte des ersten Jahrtausends unserer Zeitrechnung die Franken in das Gebiet vor und gründeten ihre Siedlungen. Kaiser Barbarossa verlieh dem Ort Erlenbach das Marktrecht.
Die Stadt Klingenberg ist bekannt durch den Weinbau an den terassenförmigen Steillagen entlang des Mains, Vornehmlich wird Spätburgunder und Portugieser angebaut. Beim gemütlichen Abschlussessen am Abend wurden dann noch Dankesworte und Präsente an die Organisatoren überreicht.
Fotos: O. Tempes
Seite aktualisiert 03. August 2018